Naja siamensis

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  • 15.07.2007

 

Naja siamensis

die Asiatische Speikobra

Der Asiatische Speikobrakomplex setzt sich zusammen aus,

Naja sputatrix, Naja siamensis, Naja sumatrana, Naja philippinensis, Naja samarensis

Dieser Komplex ist stark revisionsbedürftig!!!!!

Kennzeichen: Über die komplizierte Taxonomie der südostasiatischen Speikobras herrscht weitgehende Unklarheit, und es lässt sich noch nichts Endgültiges sagen. Naja sputatrix und nahe verwandte Arten stellen ein interessantes Beispiel für die geographische Variation dieses Kobraartenkomplexes dar. Gegenüber Naja naja zeichnen sich die in diesem Kapitel erwähnten Kobras durch die Eigenschaft aus, einem Feind im Zustande der Erregung und Bedrohung zielsicher Gift entgegenzuspeien.

Das Typusexemplar von Naja sputatrix, das 1827 von Boie als Naja naja sputatrix beschrieben wurde, stammt aus Java. Die im Norden ihres Verbreitungsgebietes lebenden Speikobras Naja sputatrix atra und Naja sputatrix isanensis gehören nach den Angaben von W. Wüster und R. S. Thorpe einem Artenkomplex an, der neben der eigentlichen Naja sputatrix aus Java auch die chinesische Naja sputatrix atra umfaßt. Es sei darauf hingewiesen, daß chinesische Naja sputatrix atra in ihrem äußeren Erscheinungsbild nicht mit den Exemplaren aus Thailand übereinstimmen und eine Überprüfung notwendig ist.

In einer aus dem Jahr 1995 stammenden und sehr einleuchtenden Abhandlung unter dem Titel „Population systematics of the snake genus Naja (Reptilia: Serpentes: Elapidae) in Indochina: Multi-variate morphometrics und comparative mitochondrial DNA sequencing (cytochrome oxidase I) teilen die Verfasser W. Wüster et al. die in Thailand, Indochina und China lebenden Kobras in drei distinkte Arten auf: Naja atra, Naja kaouthia und Naja siamensis. Nach DNA-Sequenzdaten ist die in der Körperfärbung, im Zeichnungsmuster und in der Pholidose sehr variable Gruppe von südostasiatischen Speikobras als ein zusammengehöriges Taxon zu werten, das sich deutlich von den beiden anderen Kobraarten aus Thailand, Indochina und China unterscheidet. Danach gehen Naja atra und Naja kaouthia auf einen gemeinsamen jüngeren Vorfahren zurück als die bezeichneten südostasiatischen Speikobras. In Thailand leben — mit Ausnahme der Malaiischen Halbinsel — Naja kaouthia und die Speikobras sympatrisch zusammen, wobei sie sich als nicht conspezifisch (nicht der gleichen Art angehörend) erweisen. Somit ist es auch logisch, die chinesische Naja atra, die taxonomisch nichts mit den indochinesischen Speikobras zu tun hat, gleichfalls als eine separate und gute Art anzuerkennen.

Die DNA-Sequenzuntersuchungen legen nahe, daß alle festländischen, südostasiatischen Speikobras, so unterschiedlich ihr äußeres Erscheinungsbild auch sein möge, eine gemeinsame Evolutionsgeschichte durchgemacht haben und somit auch nicht als separate Unterarten aufzufassen sind. Der verfügbare wissenschaftliche Name für diese Speikobras ist Naja siamensis Laurenti, 1768. Diese taxonomische Bezeichnung beruht auf der Illustration einer Kobra mit brillenähnlicher Hutzeichnung, die aus Thailand stammte. Somit sind alle Speikobras in Thailand, so unterschiedlich sie im äußeren Erscheinungsbild auch sein mögen, taxonomisch gleichzustellen und insgesamt als Naja siamensis zu bezeichnen. Die Speikobra Naja siamensis lebt mit Ausnahme der Malaiischen Halbinsel in ganz Thailand, Kambodscha, Laos, Teilen Südvietnams und möglicherweise auch in Ost-Burma. Sie kommt in weiten Teilen ihres Verbreitungsgebietes sympatrisch mit Naja kaouthia vor.

Die goldgelben Speikobras aus Südthailand, die im Handel gelegentlich erhältlich sind und die bisher fälschlicherweise als Naja naja sputatrix oder als Naja sputatrix sputatrix bezeichnet wurden, sind in Wirklichkeit Naja sumatrana sumatrana. Die Bezeichnung „leucodira" bezieht sich auf die schwarze Farbvariante von Naja sumatrana sumatrana, die eine weiße Kehle mit gut differenzierten, seitlichen Flecken aufweist. Nach den Vorstellungen von Wüster ist die Borneo-Kobra, die unter der Bezeichnung Naja naja miolepis bekannt ist, eine getrennte Population von Naja sumatrana und somit höchstwahrscheinlich eine Unterart. Die beiden Kobras von den Philippinen, die bisher unter den Bezeichnungen Naja naja philippinensis und Naja naja samarensis liefen, sind höchst wahrscheinlich gute Arten, da sie weder mit Naja naja noch mit anderen Kobraarten etwas zu tun haben.

Naja sputatrix ist sehr dunkel bis tief schwarz auf der Körperober- und auf der Bauchseite. Juvenile Exemplare zeigen eine 0- oder U-förmige helle Nackenzeichnung, die dunkel gerandet ist. Adulten Exemplaren fehlt meist das Nackenmuster. Die Kopfseiten können gelblich bis orange sein. In der Regel umgeben 25 Schuppen in schrägen Reihen die Nackenmitte und 19 bis 21 die Rumpfmitte. Naja sputatrix atra (nach Wüster & Thorpe die schwarze Farbvariánte von Naja siamensis aus Thailand) besitzt sieben Oberlippenschilde, von denen der dritte und der vierte den Augenrand berühren. Es sind ein Prae- und zwei bis drei Postocularia vorhanden. Die Anzahl der vorderen Temporalschilde beträgt zwei, die der hinteren kann zwischen zwei, drei und vier schwanken. Meist umgeben 25 Schuppen den Nacken in schräg stehenden Reihen. Auf der Körpermitte befinden sich 19 bis 21 Schuppen in schräg stehenden Reihen. Die Anzahl der Bauchschilde schwankt zwischen 164 und 178, die der Schwanzschilde zwischen 43 und 50. Typisch für nordvietnamesische und chinesische Naja atra ist die komplette „Maske": Die monokelartige Nackenzeichnung steht mit der hellen Halsunterseite durch ein breites, weißes, dunkel gerandetes Band in Verbindung. Selten kommt bei vietnamesischen und chinesischen Naja atra die Naja-kaouthia-ähnliche „isolierte Maske" mit einem auf der Nackenmitte stehenden Monokel-oval vor.

Thailändische „Naja sputatrix atra" (schwarze Farbvariante von Naja siamensis) zeigen auf der Körperoberseite ein schwarzgraues bis lackschwarzes Kolorit, das von mehr oder weniger gelblich-weißen bis porzellanweißen, unregelmäßig verteil-ten Streifen und Flecken durchsetzt ist. Eine Nackenzeichnung kann fehlen oder ist mehr oder weniger deutlich als unvollkommene weiße Brille oder in Form von zwei kurzen, zur Wirbelsäule parallel verlaufenden Streifen vorhanden, die im vor-deren Körperdrittel nach links und nach rechts abbiegen und anschließend mit der hellen Bauchseite verschmelzen. Die schwarze Rückenfärbung wird in Richtung auf den Schwanz hin zunehmend durch eine helle Sprenkelung ersetzt. Die Bauchseite ist gelblichweiß bis porzellanweiß und mehr oder weniger schwarz gefleckt. Ein breites, schwarzes Halsband kann vorhanden sei oder fehlen.

„Naja sputatrix isanensis" (nach Wüster & Thorpe die olivbraune bis -grüne Farbvariante von Naja siamensis) besitzt sieben Oberlippenschilde, von denen der dritte und der vierte an das Auge grenzen. Es sind ein Praeocular-, drei Postocular-und vier Temporalschilde vorhanden. Die Nackenmitte ist von 24 Schuppen, die Rumpfmitte von 19 bis 21 Schuppen in schrägen Reihen umgeben. Die Anzahl der Bauchschilde variiert zwischen 160 und 171, die der Schwanzschilde zwischen 51 und 57. Wie bei den anderen Vertretern der Gattung Naja ist der Afterschild ungeteilt. Die Körperfärbung schwankt zwischen braun, graubraun und olivgrün. Die Tiere können einfarbig und ohne Nackenzeichnung sein. In der Regel ziert den Nacken eine Brillenzeichnung, die jener der indischen Hutschlange sehr ähnlich ist. Die Brillenzeichnung weist zu beiden Seiten der Wirbelsäule einen monokelartigen Fleck auf, der jeweils nach unten hin einen schräg verlaufenden „Brillensteg" aussendet. Die beiden Monokelovale haben im Zentrum einen dunklen Kern, und an der Stelle, an der die beiden Brillenstege miteinander verschmelzen, befindet sich ein dunkler Fleck. In manchen Fällen zeigt die helle Brillenzeichnung eine schwarze Umrandung. Somit ist Naja siamensis Laurenti 1768 ein Komplex, bestehend aus den ehemaligen Unterarten Naja sputatrix atra und Naja sputatrix isanenis.

Naja sumatrana ist gelb, olivgrau bis gelbgrün und in der „leucodira-Farbvariante" schwarz mit weißer Kehle. Eine Naja sumatrana sumatrana, ein goldgelbes Männchen aus Südthailand, das ich augenblicklich pflege, hat einen olivgrauen bis oliv-grünlichen kurzen, breiten Kopf, ein mäßig großes Auge und sieben Oberlippenschilde. Die Kopfseiten sind aufgehellt. Die Bauchseite ist porzellanfarben mit sehr wenigen undeutlichen Flecken. Eine Zeichnung auf der Nackenmitte fehlt. Eine 10 bis 12 cm lange, dunkle Binde von ungefähr 2 bis 3 mm Breite zu beiden Seiten des Nackens ist deutlich ausgebildet.

Naja sumatrana miolepis zeichnet sich durch ein dunkelbraunes bis schwarzes Körperkolorit aus. Ein Nackenmuster fehlt. Die Kopfseiten und Kehle sind gelblich gefärbt. Hinter der Nackenregion ist ein heller, V-förmiger Fleck. Der Rumpf ist von hellen Ringen in ungefähr gleichmessenden Intervallen umgeben.

Naja philippinensis ist auf der Körperoberseite gelblich bis olivbraun. Jungtiere sind gelblich olivfarben mit einem dunkleren Netzmuster. Die Philippinen-Kobra hat auf dem Nacken 25 Schuppen, die in schrägen Reihen stehen, und auf der Körpermitte 21 bis 23.

Naja samarensis ist auf der Körperoberseite gelb gefleckt oder weist ein gelbes Netzmuster auf. Einige vordere Bauchschilde sind gelb. Die dahinter liegenden Schilde sind tief schwarz. 19 bis 21 in schrägen Reihen verlaufende Schuppen umgeben den Nacken. Auf der Körpermitte verlaufen 19 bis 21 Schuppen in schrägen Reihen.

Länge: 80 bis 100 cm. Die Körperlänge kann im Terrarium bei optimal gepflegten Tieren auf 120 bis 150 cm ansteigen.

Herkunft und Lebensweise: Naja sputatrix scheint sich in ihrer Verbreitung auf Java und die Kleinen Sundainseln zu beschränken. Naja atra bewohnt Südchina, Taiwan und Hainan und Nord-Vietnam.

„Naja sputatrix isanensis" (die olivbraune bis -grüne Farbvariante von Naja siamensis) ist aus Nordthailand, Ostthailand, Kambodscha und Südvietnam aus der Umgebung von Saigon bekannt. Möglicherweise reicht ihr Verbreitungsgebiet weit nach Burma hinein und darüber hinaus. Die Verbreitungsgrenzen nach Westen und Osten sind unbekannt.

Die gelbe Farbvariante von Naja sumatrana sumatrana kommt mit Sicherheit in den südthailändischen Changwats Suratthani, Nakhonsrithammarat, Phattalung, Yala, Pattani und Trang vor und in Malaysia in Taiping, Perak, Kedah, Perlis und Wellesley. Die schwarze Farbvariante „leucodira" ist südlich von Kelantan und Perak überall zu finden. Die weitere Verbreitung der Sumatra-Kobra erstreckt sich über Sumatra, Bangka, Belitung, die Riau- und Lingga-Inseln.

Naja sumatrana miolepis kommt auf Borneo und Palawan vor. Naja philippinensis ist auf Luzon und Mindoro und nach Taylor auch auf Palawan beheimatet. Naja samarensis kommt auf den Philippineninseln Samar, Leyte, Bohol und Mindanao vor.

Naja sputatrix und ihre Unterarten sind keineswegs wählerisch in bezug auf ihre Lebensräume. Auf den Sundainseln bevorzugt die Nominatform vegetationsreichen Boden mit leichtem Buschwerk und lebt auf trockenem wie auch auf feuchtem Untergrund. Auch im dichten Monsunwald kommt sie vor. Häufig ist diese Giftschlange in der Kulturlandschaft, wo sie nicht selten in unmittelbarer Nähe menschlicher Siedlungen angetroffen wird. Naja atra sowie die schwarze N. siamensis leben im Berg- und im Hügelland wie auch in der Ebene. Sie bevorzugen Gebiete in Wassernähe und dringen als Kulturfolger in menschliche Siedlungen ein. „Naja sputatrix isanensis" (olivbraune bis -grüne Farbvariante von Naja siamensis), die ich zu wiederholten Malen in ihrem natürlichen Umfeld sah, lebt in Ostthailand nicht selten an mit Bambus bewachsenen Reisfelddämmen. Sie kommt ebenso an buschbestandenen Feldrändern, an allerlei Gewässern, in Bananenpflanzungen und sonstigen Kulturen und mitten in Dörfern vor. Ein Exemplar sichtete ich einige Meter neben der Wasserpumpe des Hauses in Ban Mak Yang, einer kleinen Ortschaft in Ostthailand, wo ich Quartier gemacht hatte. Das flüchtende Exemplar verschwand in einem Rattenloch zwischen Bananenstauden.

Ihren ständigen Unterschlupf hat „Naja sputatrix isanensis" (olivbraune oder -grüne Farbvariante von N. siamensis) in Nagetierbauten, unter Baumstämmen, unter Ansammlungen von Reisig und Blättern, besonders in Kokospalmenbeständen, in Termitenhügeln, in Steinhaufen, unter Brettern und unter sonstigem alten Gerümpel, das die ostthailändischen Bambushütten und Pfahlhäuser ständig umgibt. Die gerade genannte Unterart fand ich im gleichen Lebensraum wie Trimeresurus albolabris, Bungarus fasciatus und Bungarus candidus. „Naja sputatrix isanensis" (Naja siamensis) ist weitgehend an das Bodenleben angepaßt.

In die Enge getrieben, stellen sich die Tiere auf und verspritzen ihr Gift.

Der Biotoptyp von Naja sumatrana stimmt mit dem Lebensraum von Naja sputatrixund den anderen Arten überein. Auch diese Kobra ist vorwiegend an die Kulturlandschaft gebunden, wo sie an den Rändern von Reisfeldern, an den Rändern von Dörfern, in Dörfern, in Plantagen und im lichten Wald vorkommt. Wie die anderen asiatischen Kobras dringt sie gelegentlich, besonders nach starken Regenfällen in der Regenzeit, in Gebäude ein.

Naja philippinensis und Naja samarensis sind ebenfalls an die Kulturlandschaft gebunden, kommen aber auch auf Naturland vor. Das Beutespektrum südostasiatischer Speikobras umfaßt Ratten, Mäuse, allerlei Kleinsäuger, Vögel und deren Eier, Schlangen, Echsen, Frösche, Kröten und Fische. Das überaus wirksame Gift ist vornehmlich neurotoxischer Natur, schädigt die Erregungsübertragung an den Nervenendigungen und führt zu Nekrosen. Nach Warrel neutralisiert das Schlangenserum gegen das Gift von Naja sumatrana nicht das Gift von Naja kaouthia. Somit müssen sich Ärzte, die Kobrabisse in Südthailand und Malaysia behandeln, die größte Mühe bei der korrekten Identifizierung der Kobra geben, die ihren Patienten gebissen hat, um das richtige Serum zu verabreichen.

Wie bereits erwähnt, speien vor allem Naja sputatrix, Naja sumatrana und Naja philippinensis ihrem Feind im Zustand der Erregung zielsicher Gift entgegen. Vor dem Giftspeien ist der Kopf in Richtung auf das Gesicht des Feindes gerichtet und wird nicht waagerecht gehalten, wie es gereizte Naja naja und Naja kaouthia tun. Das Gift, von dem erstaunlich große Mengen in kurzer Zeit produziert werden, wird auf eine Entfernung von 1 bis 3 m zielgerecht in feinem Regen in das Gesicht des Störenfrieds gesprüht. Es verursacht in den Augen sofort ein brennendes Gefühl. Um Dauerschäden der Augen zu vermeiden, sind sie sofort mit Was-ser, Milch oder anderen das Auge nicht schädigenden Flüssigkeiten auszuspülen.

Hinsichtlich der Tagesperiodizität sind die in diesem Kapitel genannten Kobras unspezialisiert. Obwohl vorwiegend in der Dämmerung und in der Nacht aktiv, sind diese Giftschlangen auch am Tage unterwegs, kriechen umher oder sonnen sich. So sah ich „Naja sputatrix isanensis" (Naja siamensis) auch am hellen Tage außerhalb ihrer Schlupfwinkel, meist jedoch am frühen Morgen und in der Nacht.

Die genannten Kobras sind ovipar. Die zwischen 40 und 52 mm langen und 28 bis 32 mm breiten Eier, gewöhnlich 10 bis 20 an der Zahl (ausnahmsweise bis zu 45), werden in Löcher im Erdboden, in den Holzmulm vermodernder Baumstämme, unter Laubhaufen, unter Felsen und an ähnlichen Örtlichkeiten abgelegt, die für deren Entwicklung günstige Temperatur- und Feuchtigkeitsbedingungen aufweisen. Männchen und Weibchen bleiben nicht selten in der Nähe ihres Geleges.

J. E. Duckett gibt eine interessante Beobachtung über ein derartiges Verhalten von Kobras aus der Provinz Wellesley aus Malaysia wieder. Der gerade zitierte Gewährsmann sah, wie beim Umpflügen mit einem Traktor fünf Gelege und gleichzeitig zehn Kobras an die Erdoberfläche befördert wurden, wobei es sich wohl um fünf Männchen und fünf Weibchen handelte.

Die 25 bis 30 cm langen Jungschlangen schlüpfen nach einer Dauer von sieben bis neun Wochen. Die erste Häutung findet nach einer Woche bis zu zehn Tagen statt. Die jungen Kobras sind aggressiver und leichter zu irritieren als erwachsene. Im Zustand der Erregung stellen sie sich auf, breiten die Halsregion zu einem Schild aus und beißen nach jedem sich in der Nähe bewegenden Gegenstand.

Ihre erste Nahrung besteht in der Regel aus Kaulquappen, kleinen Fröschen und Kröten, die sie bis zu deren Tod im Maul halten und dann verschlingen. In den ersten Tagen ihres Lebens sind sie sehr unruhig und kriechen weit umher, bis sie einen passenden Unterschlupf gefunden haben.

Haltung und Zucht: Da sich die genannten Arten in der Pflege in keiner Weise von der indischen Brillenschlange unterscheiden, erübrigt es sich, hierauf weiter einzugehen. Die Zucht bereitet kaum Schwierigkeiten und ist schon mehrfach gelungen. Die Eier sind in einem leicht feuchten Substrat — Walderde, einem Gemisch von Torf und Sand, Lavaboden, Vermiculite oder ähnlichem bei Dauertemperaturen zwischen 28 und 32°C unterzubringen. Da sich die jungen Kobras gegenseitig beißen und kannibalistische Neigungen haben, ist eine Einzelhaltung unerläßlich. Als erste Nahrung werden Frösche und Kröten von nahezu allen Exemplaren angenommen. Da diese Amphibien jedoch bei uns unter Naturschutz stehen, sind junge, gerade behaarte Mäuse das Futter der Wahl. Weil manche Jungkobras weder an tote noch an lebende Jungmäuse gehen, sind die jungen Schlangen zu stopfen, bis sie selbständig Nahrung annehmen. Die Mehrzahl der jungen Giftnattern macht keine Schwierigkeiten bei der ersten Nahrungsaufnahme. Besonders beliebt sind frisch getötete Jungmäuse, die mit ihrem eigenen Blut beschmiert wer-den.

Über die Fortpflanzung thailändischer „Naja sputatrřx atra"(schwarze Naja siamensis) berichtet H. Bungert (briefl. Mitteilung). So erbrachten drei Gelege der genannten Unterart mit insgesamt 52 Eiern nach einer Inkubationsdauer von 48 bis 58 Tagen insgesamt 24 Jungschlangen. Die Eier wurden am 24. 7. 1986, am 23. B. 1987 und am 2.6. 1988 abgesetzt. Die Jungen schlüpften am 10. bis 12.9. 1986, am 18. bis 19. 10. 1987 und am 21. bis 24. B. 1988.

Auch Naja sputatrřx isanensis (Naja siamensis), Naja sumatrana sumatrana und Naja sumatrana miolepis pflanzten sich unter Obhut des Menschen unter den erwähnten Pflegebedingungen mehrfach fort. Über ein Gelege von zwölf Eiern, das ein Weibchen von Naja philippinensis im Terrarium ablegte, berichtet E.H. Taylor. Die Eier wurden in feuchtem Erdboden untergebracht. Nach einer Inkubationsdauer von sieben Wochen schlüpften die jungen Kobras, die nach der ersten Häutung Kaulquappen und Frösche als Nahrung annahmen.

Wie mir G. Bergmann berichtete, legte eines seiner „Naja-sputatrix-isanensis"-(Naja-siamensis-)Weibchen — die Tiere hatten sich Monate vorher gepaart — am 2. 17. 1989 28 Eier, davon ein Wachsei. In drei Eiern befanden sich Zwillinge, einer der Zwillinge war tot. In drei weiteren Eiern waren abgestorbene Embryonen. Die Eier waren durchschnittlich 4,5 cm lang und 2,5 cm breit. Innerhalb der ersten Woche nach dem Schlüpfen fand die erste Häutung statt, danach wurden gerade behaarte Mäuse gefressen. Nach drei Wochen hatten die Jungschlangen eine Länge von 30 cm.

Bericht von Ludwig Trutnau!